Geschichte von Chalqul wam

Kapitel 5

© by Chalqul wam

 

Ich lag auf einem Tisch - ja, es war wohl ein Tisch - um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr allzuviel davon - und BaHreK beugte sich über mich. Er sagte mir, er liebte mich - es wäre noch nicht die Zeit für mich, zu gehen. Ich war nur froh, dass er bei mir war - alles andere war mir nun egal. Die Schmerzen setzten nun ein und ich musst' kämpfen, nicht zu schreien.

Luka war nicht da - wo war sie nur? Ich wollt' ihr doch noch so viel sagen, bevor ich gehen musste! Ich konnte mich nicht mehr rühren und das Blut lief mir aus dem Mund - jetzt würde es wohl bald soweit sein - wie schade, ich konnte Lukara nicht mehr sagen, was ich ihr unbedingt hatte mitteilen wollen. Mein loDnal küsste mich und gab mir ein Mittel. Er sagte, er wolle mich nicht verlieren - es sei einfach nicht meine Zeit und er würde mich retten. Ich weiß nicht, was im Mittel enthalten war - doch ich schlief fast sofort ein. Ich glaub fast nicht, dass den Rest mein Seelenwolf besorgt hat.

Die Verwundungen waren zu schwer, als das ein Symbiont sie hätte heilen können. Nun, jedenfalls wachte ich auf und hatt' einen Verband um das hässliche Loch in meinem Bauch. Ich fühlte mich wie die Fußmatte in einem Raumtaxi, aber ich wusste auch, ich würde überleben. Luka kam dann später zu uns und sah mich mit seltsamen Ausdruck in den Augen an. Ich dacht mir, dass sie Zeit brauchen würde. Ihre Welt war ebenso durcheinandergewirbelt worden, wie meine. Also sagt ich ihr nur, dass ich sie das nächste Mal, sollte solch eine Situation sich wiederholen, sie fordern würd'. Damit war sie einverstanden - natürlich war sie.....

Die Wunden des Körper heilten schnell - es ging mir besser. Die Verletzungen der Seele werd' ich wohl immer mit mir herumschleppen. Ich glaube im Laufe des Alltags erkannte Luka - erkannten die anderen Krieger, dass ich zwar verändert - doch immer noch Chal und nicht Borg war. Es ging im Allgemeinen wieder aufwärts, ich trat meinen Dienst wieder an. Siri ging es gut, die Krieger hatten ihr über den Verlust ihrer beiden Bindungen helfen können. Das elfenartige Wesen nahm immer mehr ihr neues Leben an und ihr Ziehsohn Ghaytan tat noch ein übriges dazu.

Man hatt' ihn gefunden auf einem Klasse M Planetoiden bei Vermessungsarbeiten. Er schien dort eine ganze Weile alleine überlebt zu haben. Ghaytan war ein kleiner Klingone von etwa zwei Jahren, vollkommen verwildert und starrend vor Dreck. Er knüpfte sofort Kontakt zu Siri und ließ sich auch von niemandem anderen anfassen, zu Anfang. Ghaytan hat Siri gerettet, soviel steht fest! Sie erwachte wieder, der kleine gab ihr einen neuen Lebenszweck, nachdem in kurzer Zeit zwei ihrer Bindungen gestorben waren. Bald hatte der kleine Krieger das ganze Reich erobert - und das ganz ohne Waffen. Er zieht jeden in seinen Bann. Wer Ghaytan nicht mag, der hat auch kein Herz. Auch Lukara wurde von Ghaytan gefangen und bald nahm sie ihn in ihr Haus auf. Siri sollte seine Amme sein und so konnten die beiden zusammenbleiben.

Es geschah eine ganze Zeitlang nichts gravierendes in meinem privaten Leben, von dem ich hier ausschließlich berichte. Für die dienstlichen Abenteuer muss der Leser schon auf die Logbücher der Jayt'In zurückgreifen. Das Leben ging seinen Gang, nur mit meinem loDnal BaHreK und mir passierte etwas. Ich bemerkte es zu Anfang nicht - ich weiß auch nicht, was genau überhaupt mit ihm, oder vielleicht mit mir geschehen war. Wir hatten uns schon immer gestritten, das gehörte für uns beide schon fast dazu. Es waren nicht immer freundschaftliche Streitereien gewesen, aber auch nie ernsthafte oder gar böse Auseinandersetzungen. Aber dies änderte sich immer mehr.

Mein LoDnal warf mir immer öfter vor, nicht klingonisch genug zu sein - ich solle mich gefälligst anpassen. Ich würde unter ihnen leben und sollt dementsprechend handeln. Plötzlich wollte er mich total umgekrempelt sehen. Ich verstand es nicht und ich wehrte mich dagegen. Bisher hatte ich es immer verstanden, meine ursprünglichen Wurzeln zu behalten - auch bei den Kriegern - auch im täglichen Leben. Warum sollt das nun verkehrt sein? Wir waren schon einige Zeit zusammen, BaHreK und ich - und es hatte immer funktioniert. Ich liebte ihn noch immer und er mich wohl auch - doch war er nicht mehr mit mir zufrieden. Ich versteh' es bis heute nicht - es will mir nicht in den Kopf. Er wollt' meine Kultur in mir töten, ich sollte meinen Stamm vergessen und ganz den Klingonen gehören. Ich weiß, was für ein Tanz auf dem Seil es ist, beides zu leben und wie leicht es sein könnte, 'Klingonin' zu werden, wie es mein loDnal gern gehabt hätte. Ich bin Kriegerin - bin auch so aufgewachsen und hab' mich bei den Klingonen gut eingelebt. Meine Stammesgeschichte hochzuhalten und dabei keine klingonischen Bräuche verletzen oder Krieger beleidigen - oder irgendwie seltsam zu erscheinen - hmmm, oder zu seltsam - DAS ist schwer!

Aber ich hatt es meiner Meinung nach bisher immer gut hingekriegt. Ich hatte es bis zur HoD geschafft - oder nicht? Was sollte dasjetzt auf einmal?

BaHreK und ich stritten immer öfter - immer öfter ging er aus dem Haus, um Tage nicht wiederzukommen und wenn wir uns sahen, stritten wir uns. Es wurde immer schlimmer - ich war unglücklich, aber einlenken wollt und konnt' ich nicht. Doch BaHreK ließ auch nicht locker - das ganze wurde zum Teufelskreis. Ich erinnere mich an jede einzelne Diskussion - jedes einzelne Wort - ich konnte ihn nicht überzeugen und er war sehr wütend jedes Mal. Der erste schlimme Streit kam, nachdem er wieder mal auf Tour gewesen war.

Wir hatten uns um meine Erscheinung gestritten - ich trug nämlich gerne modifizierte Uniform - ausgeschnitten. Das war BaHreK gar nicht recht und wir hatten uns wieder einmal gefetzt. Ich hatte eingelenkt und mir eine hochgeschlossene Uniform machen lassen. Was sollte es - wenn es ihn glücklich machen würde, dann sollte es so sein. Dass dies nur der Anfang gewesen war, war mir damals noch nicht klar. Ich war im Haus und bereitete alle für einen großen Targbraten fertig. BaHreK hatte Tage vorher geäußert, er würde eins der Tiere schlachten. Er kam nachhause - finster gelaunt wie üblich. Ich beschloss erst einmal, nicht darauf einzugehen - vielleicht würd' er sich dann beruhigen.

Doch er wurde nicht ruhiger - im Gegenteil, er steigerte sich in eine Wut hinein, die ich bis dato noch nicht erlebt hatte, irgendwann stieß er mich zur Seite, ging hinaus, zog seinen Disruptor und schoss die Ställe mit samt dem Vieh in Schutt und Asche. Ich war vollkommen neben mir, meine Versuche, ihn zurückzuhalten fruchteten rein gar nicht. Er stand da, schoss und schrie wie ein Irrer - ich bekam Angst um ihn, so hatte ich ihn zuvor niemals gesehen. Als er mit seinem Zerstörungswerk fertig war, fiel mir nichts besseres ein, als ihn fest zu umklammern und seine Haare immer wieder zu streicheln. Wohl wollt ich auch mich irgendwie beruhigen, vielleicht mehr als ihn. Damals fing es wohl an.. Ja, das tats wohl.

BaHreK hatte sich entschlossen, nach BoretH zu gehen, um dort seine Kriegerseele wiederzufinden. Ich machte mir Sorgen um ihn, aber konnte nicht ahnen, wie schlimm es noch werden würde.

Ich hatte ja keine Ahnung....

BaHreK hatte mir aufgetragen, das Haus in seiner Abwesenheit zu führen! Wie, was - das Haus führen! Ich? Es ging ihm nicht gut - mir ging es auch nicht gut und ich sollt das Haus führen? Du Dickes Zwoot! Aber ich lenkte ein. Natürlich würd' ich das Haus führen! Ich war dermaßen besorgt um ihn - ich hätt' mich auch auf den Kopf gestellt und mit den Ohren gewackelt, wenn er's verlangt hätt! Er kam wieder und eine zeitlang war alles wieder wie früher - oder so dacht ich zumindest! Immer öfter stritt sich mein loDnal allerdings mit ranghöheren Offizieren, legte sich auch grundlos mit niederrangigen an. Nur zu haus war alles einigermaßen in Ordnung - von draußen - von den Problemen im Dienst und denen in der Bar wusste ich eine ganze Zeit nichts. Ich weiß bis heut noch nicht einmal, ob er davon erzählte - von seinen Streitereien. Ich weiß es nicht - ich nehme es aber an. Er erzählte mir denke ich alles. Vielleicht wollt ich mir das alles nicht merken - also vergaß ich es ganz schnell. Alles war wieder in Ordnung, alles war gut! Nichts würde jetzt mehr passieren können - das würde ich schlicht nicht zulassen. Ich glaub, das waren wohl meine Ansichten.

Ich hatte inzwischen einen Sohn mit BaHreK - sein und auch mein ganzer Stolz. Der Kleine war Klingone durch und durch - ich beließ es dabei, da ich weiß, wie schwer es ist, zwischen den Kulturen zu wandeln, erzählte ich den kleinen NatlaH nicht allzuviel von seinen Ahnen mütterlicherseits. Nur wenn er mich löcherte, beantwortete ich seine Fragen so knapp als möglich und sagte ihm, wir weilten bei den Klingonen und so würden wir auch leben. Alles war in bester Ordnung - alles war gut, wir waren eine Familie - eine klingonische Familie. Nun, es kam zum großen Knall - natürlich! Warum sollt ich auch nicht anständig aufgeweckt werden - mit Feuerwerk und viel Lärm? Ich wurde...!

Ich denke, es begann mit dem Kadetten, den er in die Akademie der Krieger gebracht hatte. Mein loDnal war zu Anfang begeistert von den jungen Klingonen - ich kannt' ihn nicht so gut und kümmerte mich auch nicht weiter darum. Bis - tja bis dieser Kadett dann zum Dienst auf meinem Schiff - der Jayt'In eingeteilt wurde. Ich weiß nicht, was den jungen Krieger geritten hat, oder ihn dermaßen hatte verändern können. Jedenfalls benahm er sich absolut unmöglich. Ich gelt als - nun, menschlich im schlechten Sinne wohl auch manchmal - aber selbst mir ging dieses absolut miese Verhalten über die Hutschnur! 

Der Kadett, dessen Name ich hier nicht erwähn - denn das wäre zuviel der Ehre - benahm sich wie ein Kleinkind! Er erschien nicht zum Dienst - entschuldigte sich noch nicht mal nachträglich dafür. Er gehorchte Befehlen nicht oder tat schlicht das glatte Gegenteil - er gab freche oder gar keine Antworten. In der Bar war es, als ich ihm seinen Kopf nahm. Ich kündigte dies nicht groß an - ich erblickte ihn und zog einfach mein Schwert. Offensichtlich wusst' er, was für eine Stunde für ihn geschlagen hatte. Ich muss ihm zugute halten, dass er aufrecht starb - zumindest war er nicht feige gewesen. Nun, und ab da... Ich glaub, ab da wurde es mit BaHreK noch schlimmer. Er sprach noch Tage später davon. Wie hatt er nur so einen kapitalen Fehler machen können? Er hätt' ihn doch befragt, getestet und so weiter... Er hätt' doch geglaubt zu erkennen, dass dieser junge Klingone ein guter Krieger werden könnt? Wie hatt er sich nur so irren können - so ging das die ganze Zeit. Ich konnte ihm nicht helfen, außer zu sagen, dass man eben Fehler mache - dass niemand perfekt sei - dass ich ja auch gedacht hätte, er hätt's zu etwas bringen können. Was hätt ich meinem loDnal noch sagen können, ihn zu trösten? Er schien sich wieder zu beruhigen - und wiedereinmal schien alles seine Ordnung zu haben.

Dem war nicht so! Ganz und gar nicht war dem so!

Ich werde es niemals vergessen - nie werd ich das vergessen! Ich kam von der Bar nach Haus - ich war prima gelaunt, wir hatten einen schönen Abend gehabt. Ich dachte an gar nichts böses und grüßte immer noch gutgelaunt meinen loDnal! Ich freute mich, ihn anzutreffen - oft trennt der Dienst ein Paar auf Tage, Wochen und Monate. Er war zu Haus - das war schön! Ich grüßte ihn also. Allerdings grüßte ich in der Sprache meines Volkes. Statt Qapla' sagte ich Lanara - es ist nur ein Gruß - nur ein Wort - nicht weniger aber auch nicht mehr! Ich sagte ihm nur, er möge Wasser haben an diesem Tag! Vielleicht - wenn er wüsste, was die Übersetzung ist, hätte er Grund gehabt wütend zu sein. Jedoch ist es nur ein Gleichnis, denn auf Elba III, der neuen Heimatwelt der AhtnaH ist Wasser schwer zu beschaffen. Es ist wohl ausreichend da - aber man muss suchen. Mein Volk hat gelernt sparsam damit umzugehen und es als Schatz zu betrachten. Daher kommt der Gruß - doch ist es nur ein 'Hallo' wie überall anders auch.

Ich erinnere mich an sein Gesicht - er war wütend, fast bis zur Weißglut wütend. Und ich hatte wirklich gar keine Ahnung, warum. WAS? rief er und ich muss ihn wie ein Zwoot angeglotzt haben. 'Wie... was... ist denn?' Ich WEISS, ich hab gestottert. 'Was sagtest Du eben?', wiederholte er und die Ruhe in seiner Stimme war beängstigend. Ich weiß AUCH, dass ich überlegen musst, was er nun gemeint hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich es herausgefunden hatte. 'Achso! Qapla, Geliebter!' verbesserte ich mich und hielt die Sache für gegessen - war sie aber nicht! Ich habe Dich immer als Klingone angesehen, sagte er dann irgendwann. 'Und all die Jahre geglaubt, dass Du es gelernt hättest'

Wovon zum Geier sprach er da? Ich muss vor der Tür gestanden haben wie Pik sieben. Ich sagte nichts und ließ ihn erst mal reden. 'Aber du bist immer noch AhtnaH. All die Jahre sind verlorene Jahre' Ich spürte mein Herz brennen, als er das sagte. Ich versuchte mit ihm zu reden. 'Du erwartest, dass ich mein Volk in mir töte? Das KANNST Du nicht ernst meinen! Das kann ich nicht!!' Er hatte eine Antwort - natürlich hatte er! Niemand soll mich missverstehen - er war traurig, er hatte Kummer - aber so etwas zu verlangen, war .. Es war unmöglich - und das nach den Jahren, die wir verheiratet waren... Wie kam er so plötzlich auf derlei Dinge? Jedoch meinte er es ernst - todernst sogar.

'Warum mischt Du dich dann unter mein Volk, etablierst Dich da und vernichtest beide Herzen eines Kriegers?' Ich weiß nicht, ob er überhaupt ahnte, was er mir da antat - aber es sollte noch schlimmer kommen. Ich flehte ihn fast schon an, versuchte zu ihm durchzukommen. 'Hab ich je versucht, Dir Geschichten über mein Volk aufzudrängen? Dir Rituale der AhtnaH zu zeigen? Oder ähnliches?' Auch hier hatte er eine Antwort. 'Ich leb nicht unter den AhtnaH' sagte er dumpf und sah mich leer an. 'Nein, Du lebst nicht unter den AhtnaH - aber eben so wenig kann ich etwas sein, was ich nun mal nicht bin! Ich bin Kriegerin und ich liebe Dich!'

Reichte das nicht? Ich kämpfte hier um meine Liebe und wollt noch nicht aufgeben. 'Ich leb' unter Euch, ich folg' Euren Bräuchen, doch bin ich noch immer AhtnaH! Das werd' ich sein, bis ich sterb!' Ich KONNT' ihm nichts anderes sagen - es wäre eine Lüge gewesen. Er nahm dies alles mit einer Ruhe zur Kenntnis, die mir noch mehr Angst machte, als ein Wutanfall dies hätte tun können. 'Du wirst Dich ab heut nicht mehr in NatlaH's Erziehung einmischen!' Es war eine Feststellung - ein Befehl. Keine Diskussion, kein Einspruch möglich. 'Er wird nach Qo'noS gehen!' setzte er noch hinzu. Ich weiß nicht mehr, ob ich geweint habe. Wenn, dann lautlos. Aber ich weiß noch, was ich sagte. 'Du nimmst mir mein Kind?' 'Nein' sagte er. Und dann ging es erst richtig los.. Wir stritten herum - er sagte, er möchte mich nicht mehr lieben, ich hätte ihn über die ganze Zeit der Ehe angelogen, so getan, als sei ich klingonisch, alle belogen. Eine ganze Zeitlang glotzte ich ihn nur an, bis es mir zuviel wurde - bis er mir vorwarf, jahrelang ein Schauspiel abgeliefert zu haben, ein feiges Schauspiel obendrein.

'Chal, verstehst Du?? Ich bin nicht Klingonin, auch nicht AhtnaH, ich bin CHAL! Das bin ich, das werd ich sein auf immer... Hier...!!' Ich schlug mir wie eine Blöde gegen den Panzer 'CHAL!'

'Du tust AhtnaH, du grüßt AhtnaH, du sagst sogar, dass Du noch immer AhtnaH bist!' er schrie herum.

'Ich hab niemals gesagt, dass ich was anderes sei - NIEMALS!' schrie ich zurück - ich verstand gar nichts mehr - rein überhaupt nichts.

Es reichte - ich war wütend, ich war tieftraurig - auch, aber nicht nur wegen meines Sohnes - es war alles... schlichtweg alles! Ich sprang ihn an und wir kämpften, wobei ich ihn schwer verletzte. Ich machte meinen loDnal fast zum Krüppel. Ich hasste mich dafür, ich hatte meiner Wut nachgegeben - ungezügelt. Ich hatt' ihn fast getötet - dabei liebte ich ihn doch....! Vielleicht - nein, nicht vielleicht! Definitiv hätte ich mich da von ihm trennen müssen. Aber damals hätte ich das nicht gekonnt - ganz bestimmt hätte ich das nicht gekonnt. Obgleich er mir meiner Meinung nach mein Kind weggenommen hatte. Ja, ich war AhtnaH! Nie hatte ich gesagt, ich sei dies nicht mehr!

BaHreK musst' operiert werden. Er hätt's wohl nicht zugelassen, aber M'Char fragt nicht lang, bevor er einen Eingriff macht - und so war's in BaHreKs Fall auch. Ich war froh drum. Ich weiß nicht, warum ich dachte, es könnt vielleicht wieder werden mit meinem loDnal und mir - vielleicht hab ich gar nicht gedacht! Wahrscheinlich hab ich mein Herz sprechen lassen und alles andere missachtet - sehr wahrscheinlich sogar.

BaHreK war frisch operiert, sein Bein wieder in Ordnung, als wir uns das nächste mal sahen. Ich war tatsächlich froh darum und wollt' meinen loDnal in die Arme nehmen und herzen - einfach bei ihm sein, seine Nähe spüren und seine Witterung aufsaugen. ER liess mich noch nicht mal zu Wort kommen. Er meinte, ich hätte es wohl nicht ganz geschafft, ihn zu verkrüppeln. Das tat mir sehr weh, und natürlich sagte ich ihm, ich hätt' das niemals gewollt. Hätte ich ihn töten wollen, so sagte ich, dann würde er jetzt kaum hier sitzen und mit mir reden können. Worauf er nur antwortete, ja, ich hätte wieder mal nur die halbe Arbeit erledigt. Was für ein Wiedersehen! Warum konnte es nie gut gehen mit uns beiden?

Ja, wir waren noch zusammen, aber alles lief schief. Es folgte dann der Tag, an dem mich BaHreK zu einer Entscheidung zwang. Er hatte sich mit Lukara und K't'mara gestritten, worauf Luka ihn in Namen ihres Hauses als ehrlos erklärte. Ich weiß noch - ich kam in die Bar und bemerkte sofort die schlechte Atmosphäre, konnte sie fast schon wittern. BaHreK zog mich zur Seite und sagte mir, ich hätte ab jetzt Luka zu ignorieren. Dann klärte er mich kurz darüber auf, was geschehen war. Ich starrte ihn an, ich guckte fassungslos in die Bar... Was sollt' ich nur tun? Ich hätte auf mein Herz hören müssen und bei ihm bleiben - oder nicht? ER war ein sturer, ungehobelter Bergklingone - schon immer gewesen. Aber ich liebte ihn. Sollte ich ihm Recht geben? Ich wusste, ich wäre geächtet. Normalerweise wäre ich ihm sicher gefolgt - normalerweise......

Ich musste mich sofort entscheiden - halbherzige Dinge kennen die Klingonen nicht. Nun musste es also schnell gehen. Wir hatten uns nur gestritten in den letzten Wochen, aber mein Herz rief noch immer nach ihm - ich hätte schreien mögen. Aber das tat ich nicht... Mein loDnal hatte mir bei dem letzten Streit meinen Bredhin genommen. Jeder andere AhtnaH hätte ihn versucht zu töten - ich aber liebte ihn. Er war sturköpfig - sicher kannte er die Bedeutung des Dolches für mich, da bin ich mir ziemlich sicher - ich weiß, die Klingonen haben ähnliche Beziehung zu bestimmten Waffen - vielleicht die, die sie von ihren Vätern bekommen, so wie ich den Bredhin von meinem Mentor bekommen hatte. An diese Sache musste ich denken, als mir eine Entscheidung abverlangt war. Er hatte mir meinen Bredhin genommen - er hatte mir zuvor meinen Sohn genommen, wir stritten nur noch.... Ich konnte nicht verhindern, dass ich am ganzen Leibe zitterte, als ich mich vor den Gästen der Bar und offiziell von ihm und seinen Haus lossagte. Er hatte das wohl nicht erwartet und antwortete, sein Haus würde mich als ausgestoßen ansehen. Ich verlangte noch meinen Bredhin zurück, den er mir auch aushändigte und setzte mich dann irgendwohin. Was dann noch passierte an diesem Abend, das weiß ich nicht.

Ich hatte oft genug Siri gepredigt, das Leben würd' weitergehen und sie sollte sich darauf konzentrieren - jetzt wo es an mir war, dieses Beispiel zu leben... naja, es klappte nicht - um der Wahrheit die Ehre zu geben, tut es das noch immer nicht. Die Krieger, die ich Freund nenne versuchten alle, mir wieder ins 'normale' Leben zu helfen - auf ihre ganz persönliche Art und Weise - einige sprachen mit mir, andere verprügelten mich, oder versuchten es. Manch andere taten auch beides. Ganz gleich, was sie alle versuchten - es klappte nicht. Ich darf meinen loDnal gar nicht mehr kennen. Das schlimmste daran - es ist so aufgrund meiner eigenen Entscheidung. Jedenfalls kam ich nicht damit zurande - ganz gleich, was ich alles versuchte.

Mein nächster Einsatz mit der jayt'In half mir auch nicht sonderlich. Wir waren auf einen BoP gestoßen. Der Kommandant - ein gewisser boQ'Du Sa' hatte mich auf eine Besprechung eingeladen, der ich natürlich gefolgt war. Nur leider war BoQ'Du nicht, was er zu sein schien. Ich wurde gefangengenommen, ein Klon von mir übernahm es, der etwas überraschten Besatzung meines Schiffes die seltsamen Vorfälle zu erklären. Der Klon machte allerdings einen Fehler. Sie hatte mit einem meiner Offiziere gesprochen, ihn Krieger genannt oder beim Rang - irgendetwas, was ich nicht mehr getan hatte, seit er mich einmal darauf angesprochen hatte. Meine Leute schafften es mich zu befreien. Der Vertreter des Dominions hatte sich natürlich alle Mühe gegeben, mich schlecht zu behandeln. Hmmmmmm, sie hatten Erfolg. Ich war schwer verletzt, ein vergifteter Dolch hatte eine ganze Weile in meinen Gedärmen gesteckt. eine Freundin Hut Soch konnte mit ihren Assimilisationsröhrchen das meiste Gift aus der Wunde ziehen, doch einiges war schon in den Kreislauf gedrungen und begann da seine zerstörerische Arbeit.

Eine ganze Zeitlang bemerkte niemand etwas davon - auch ich nicht. Mir war seit der Trennung von BaHreK schon oft schlecht gewesen. Ich war immer müde gewesen, schlapp. Oft hatte ich Kopfschmerzen gehabt. Selbst wenn ich etwas bemerkt hätte - sicher wäre es mir egal gewesen. Hier muss ich nun wieder auf die Berichte meiner Freunde zurückgreifen. Ich bekam hohes Fieber und kippte irgendwann an Bord meiner alten Yacht um. Soch war in der Nähe und tat, wie bereits beschrieben. Mehr konnte sie allerdings nicht tun. Siri nahm mich in ihr Gut und pflegte mich dort, doch das Fieber wollt nicht runtergehen. Das rief wieder M'Char auf den Plan. Ich schwöre - dieser Sa' hätt' Mediziner werden sollen - und wenn er dies hier lesen sollte, dann kommt wahrscheinlich Ärger auf mich zu...... Nun, er modifizierte einen Transporter und beamte das Gift aus meinem Körper. Nun musste mein Wolf und nicht zuletzt ich selbst den Rest übernehmen. Das war nicht leicht - denn mir war ziemlich alles egal und nur die Pflege und die Zuwendung von Siriwa und all meiner Freunde, die mich immer wieder besuchten, halfen mir dabei, wieder gesund zu werden. Es geht mir körperlich wieder gut - das Leben geht weiter... Ich versuche, meine Kriegerseele festzuhalten. Mehr kann ich nicht tun.

Ich werd' mich nicht mehr binden, denke ich. Zwei loDnal hab ich schon verloren - BaHreK ist der dritte. Zwei Kinder habe ich verloren - ein Drittes möchte ich nicht verlieren müssen. Ich weiß, was die Klingonen dazu sagen, aber irgendwann ist das Maß voll. Ich tue, was ich kann. Mehr ist einfach nicht drin. Oft fragte ich mich, was nun aus meinem loDnal werden würde, obgleich mich das eigentlich nicht zu interessieren hat. Oft fragte ich mich, wo BaHreK ist. Das Imperium hat seine Liegenschaften requiriert und mir verwalterische Aufgaben zugeteilt, als ich dem Qang sagte, ich wolle nicht, dass das Stammhaus Tough verfallen würde. Ich meinerseits will und kann dort nicht wohnen, aber es verfallen und leer zu sehen - das wollt ich auch nicht. Ich übergab den Hof an ein junges Kriegerpaar, damit die beiden dort glücklich werden. So erfüllt das Gut einen Zweck anstatt dem Vergessen anheim zu fallen.

Ich kann mich nicht von BaHreK lösen, ganz gleich ob ich nun geschieden bin, oder nicht. Mein Herz sagt einfach etwas anderes - daran kann und will ich nichts ändern. Nun, vielleicht würde ich mich nochmals verlieben Die Zukunft kann niemand sehen. Ich bin aus dem Hause Marto ausgezogen und wieder auf meine alte Yacht gegangen. Fearless, das Bewusstsein, welches die Systeme kontrolliert hat sich sehr gefreut, als ich wieder auftauchte. Ich weiß nicht, was Fearless dachte, als er von meinem Zustand erfahren hatte - vielleicht nahm er an, ich würde nicht wiederkommen. Wären meine Freunde nicht gewesen - er hätt' vielleicht Recht behalten. Nun kann er mich wieder ärgern, was er ja garzu gerne macht.

Wie ich mich nun fühlte - ich weiss es gar nicht. Ich hätte am liebsten den ganzen Tag verschlafen - lebte vor mich hin. Meine Kriegerseele allerdings wollte ich behalten - sie sollte nicht sterben, wo doch schon alles andere gestorben war. Es wäre weder nach den Gesetzen der AhtnaH noch nach denen der Klingonen recht, sich - oder seine Kämpferseele - aufzugeben. Also musste ich gegen mein eigenes Ich kämpfen und mich ganz tierisch zusammen reissen. Dies sind die größten Schlachten, die schwersten Kämpfe und die längsten. BaHreK hatte mir verbieten wollen, AhtnaH zu sein. Aus Liebe zu ihm tat ich Dinge, die ich vielleicht nicht hätte tun sollen. Noch immer war ich durcheinander - hätte ich ihn schon damals verlassen sollen? Hatte ich meine Ahnen verraten? Aber hieß es nicht auch, man sollte zu seinem Ehegatten stehen? Hieß es nicht, man sollte kämpfen um die Bindung ebenso wie um alles andere? Hatte ich alles verkehrt gemacht? Ich hoffte nicht. Aber ich wusste es nicht - mein Herz war verwirrt - von meinem Kopf gar nicht zu reden. Wie ich Klarheit da rein bringen sollte, wusste ich nicht. Sollt' ich nach Elba III gehen, um bei meinem Volk nach Klarheit und Erleuchtung zu suchen? Aber - was würde dies helfen? Würde es überhaupt helfen? War ich schon zu lange bei den Klingonen? Musst' ich nicht deren Regeln folgen - jetzt, wo ich mich schon so lange unter ihnen eingelebt hatte?

Doch Boreth war mir verboten - ich war schließich kein Klingone, sondern Mensch - Aussenweltler! Auf diese Barriere war ich immer wieder gestoßen in meinem Leben als Kriegerin im Imperium. Früher hatte es mir nicht viel ausgemacht - ich hatte es hingenommen. Doch nun war ich in seelischer Not und brauchte Hilfe, die mir die Regeln der Klingonen nun verbaten. Boreth war der Ort, wo die Krieger geistigen Halt und Führung fanden. Nein, nicht die Krieger - die Klingonen! Ich nicht, denn ich war nicht ihren Blutes. Das machte mich nicht wütend - ich hatte fast keine Wut mehr in mir - es machte mich nur traurig. Inzwischen hatte ich eine enge Freundschaft mit K't'mara Sa' geschlossen und im Gegensatz zu den meisten anderen Kriegern sah er diese Sache mit Boreth ganz anders. Er sagte, jeder Krieger hätt' Zugang zu den heiligen Hallen von Boreth - so stünde es geschrieben und er würde mit mir dorthin gehen. Ich befand mich etwas in der Zwickmühle, da auch ich nicht so recht glaubte, was er da behauptete.

Er beharrte darauf, er würde mit mir gemeinsam geistige Führung auf Boreth suchen und alles hätte seine Richtigkeit, schließlich sei ich Krieger im Dienste des Imperiums und hätte das Recht auf spirituelle Hilfe ebenso wie die klingonischen Krieger auch.

Er versprach mir, mich mitzunehmen und wollte nichts weiter dazu hören.

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